Wer könnte wohl die Tür verfehlen? – Shit happens -auch mit Vernunbft ;-)

Otl Aicher war mit seiner Ausstellung „Wilhelm von Ockham – Das Risiko modern zu denken“ von 1986 die ausschlaggebende Inspiration für die Darstellung. In seiner Ausstellung erzählen 36 Bild- und 48 Texttafeln vom Leben und Werk des mittelalterlichen Philosophen Wilhelm von Ockham. Die Texttafeln waren den Bildtafeln von der Wichtigkeit gleichgestellt.

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Systematische Entscheidungen

Der Wasserturm

Das Foto ist an einem meiner Lieblingsplätze – unter der Riedbahnbrücke -entstanden.  Dorthin gehe ich gerne, wenn ich schwierige und schwerwiegende Entscheidungen  zu treffen habe. Über dem Neckar liegt ein Dunst, der den Blick in die Ferne trübt.

Bei vielen Entscheidungen blickt man in die Zukunft. Je weiter man in die Zukunft blickt, desto undeutlicher wird das Bild, da das Bild von immer mehr Entscheidungen abhängt, die in der Zukunft erst noch getroffen werden.

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12 M – Stadt der Vernunft


Seit vielen Jahren bin ich auf der Suche nach einer neuen Vernunft, die auch dann noch hilft, wenn man unvernünftig sein sollte.

Das Leben hat mich gelehrt, dass es zu einem Problem viele gute Lösungen geben kann und sich unterschiedliche Menschen zu Recht unterschiedliche Lösungen suchen. Ich glaube noch nicht einmal, dass es für einen Menschen die beste Lösung gibt.

George Bernard Shaw macht seinen Spaß mit den Vernünftigen, indem er eine eingeschränkte Vernunft mit dem Problem des Fortschritts konfrontiert. Auf meiner Suche nach einem „besseren“ Rationalismus bin ich während meines Studiums auf den kritischen Rationalismus gestoßen. In vielen Situationen mag ein kritischer Rationalismus eine gute Wahl sein. Er kommt auch mit dem Problem des Fortschritts besser zu Recht. Aber für die Methoden, welche die Vernunft herbeiführen sollen und die auch dem kritischen Rationalismus zugrunde liegen, habe ich etwas besseres gefunden: naturalisierte Techniken, die mittels ingenieurwissenschaftlicher Systematiken weiterentwickelt werden. So habe ich heute eine Vernunft gefunden, die auch die Unvernüftigen in Shaw’s Aphorismus mit einschließt. Warum ich ingenieurwissenschaftliche Systematiken den sozialwissenschaftlichen Methoden vorziehe, ist aber eine andere Geschichte. Es ist die Geschichte des lösungsneutralen Aufstellens von Problemen des normalen Lebens, der Wissenschaft, der Kunst, des Glaubens an Gott und die Welt.

Die Wahrheit erreicht man teilweise leicht und teilweise schwer
Auf Flickr finden sie von mir viele Bilder der 12

Weitere Informationen warum die 12 und die 13 eine besondere Bedeutung für mich haben, finden sie hier.

Willkommen auf der Bühne, die für uns die Welt bedeutet!

Archi, Tec und die Philosophenschule von Athen

Schön, dass sie uns gefunden haben. Wir sind Archi und Tec und wir freuen uns, Sie bei uns  willkommen heißen zu können.

Unsere Bühne richtet ihre Aufmerksamkeit auf alle wichtigen Geschehen in unserer kleinen Welt. Böse Zungen behaupten, dass wir die Augsburger Puppenkiste der Philosophie sind, aber daran ist nichts Wahres. Wir kommen weder aus Augsburg noch wollen wir uns auf die Philosophie einschränken lassen.
TEC mit der Überzeugung der Jugend: Wie man gleich sieht, sind wir sehr verschieden. Archi will hoch hinaus. Er ist und bleibt der ewige Planer und Architekt. Ich dagegen bin bodenständig und dafür zuständig seine Pläne zum Leben zu erwecken. Ohne mich würde er den Boden unter den Füßen verlieren und keinen Fuß auf den Boden bekommen.

RCHI ermutigend und mit der Gelassenheit des Alters:  So unterschiedlich sind wir nun auch wieder nicht. Mir sind Ideen wichtig, die uns durch die Jahrzehnte führen und später auch unsere Technologien und Techniken beeinflussen und leiten. Aber genauso ist mir die Umsetzung der Pläne wichtig, bei der ich mir durchaus die Freiheit von gewollten Abweichungen leiste. Dein Plan orientiert sich mehr an deinen aktuellen Möglichkeiten und Wünschen und du benutzt ihn weniger zum Planen. Du läßt dich mehr treiben und nutzt ihn um deine Gedanken zu ordnen. Das ist ein Unterschied, aber kein gewaltiger Unterschied. Der Unterschied wäre nur gewaltig, wenn Du keinen Plan hättest. Dann würde es uns schwerfallen, uns zu verstehen. Wir würden dann aneinander vorbei sprechen.

TEC  amüsiert: Du gefällst Dir wohl wieder darin, in Rätseln zu sprechen?

ARCHI ebenfalls amüsiert: Wieso? Verstehst Du mich nicht?

TEC weiterhin amüsiert: Ich verstehe Dich schon, weil Du mich schon mein ganzes Leben damit besprichst. Aber die Leute verstehen Dich nicht, wenn Du von deinen Plänen sprichst. Jeder normale Mensch denkt bei Plänen an Planung und an Pläne machen. Nur ingenieurwissenschaftliche Freaks haben vielleicht eine Ahnung davon, worüber Du sprichst. Aber auch nur vielleicht! Kein Mensch kommt darauf, dass Pläne für Dich so funktionieren wie Gebäudepläne. Gebäude werden damit nicht nur geplant, sondern auch umgebaut und man nimmt sie auch zur Orientierung und zur Kommunikation. Die Visionen ganz unterschiedlicher Architekten mit ganz unterschiedlichen Stilen können damit dargestellt und verglichen werden.

ARCHI grinst: Du hast mir ja mal zugehört!

TEC zuckt mit dem Auge (wie das Eichhörnchen in ICEAGE, wenn es ein Unglück auf sich zukommen sieht): Ein mal? Ungefähr seit der 1000. Wiederholung kann ich’s auswendig. Und das liegt lange, lange, lange, sehr, sehr lange Zeit zurück.

ARCHI grinst immer noch: Also ist es gut, wenn ich’s so oft wiederhole?

TEC tut entrüstet: Sei nicht albern! Machs wie Kurt. Hör auf zu reden und fang an zu schreiben. Dann kann’s jeder, der’s aushält, lesen.

ARCHI entspannt: Mach ich ja gerade.

ARCHI blickt sich um: Wo ist denn überhaupt Kurt? Meinst Du er hat Lust mitzumachen?

KURT eher skeptisch: Hier bin ich! Mal sehen, ob Euer Theater was für mich ist. Ihr wisst: „Reden ist Silber; aber für Manche ist Schweigen Gold!“?

TEC mit strahlendem Lächeln: Wir wollen ja auch schreiben. Auf unserer Weltbühne ist das Platin!

Carpe diem et noctem

Der Wasserturm

Für welche Vernunft man sich auch entscheidet, am Ende steht immer eine persönliche Entscheidung. Und es bleibt immer auch ein Raum für Wünsche an eine zukünftige, bessere Vernunft.


Ich bin seit meiner Kindheit mit den Zahlen 12 und 13 sowie mit dem Buchstaben „M“ innig verbunden. Der Buchstabe „M“ ist sowohl der 13. Buchstabe des Alphabets als auch der Anfangsbuchstabe meines Nachnamens. Der Übergang von der 12 zur 13 steht für mich für den Wechsel von der eingeschränkten Vernunft eines klassischen Rationalismus zu einer neuen, erweiterten Vernunft. Dem Übergang zu einer erweiterten Vernunft habe ich einen Namen gegeben; einen Namen, den auch unser Atelier für Philosophie trägt: Carpe Diem et Noctem. Das Foto „12 M“ bildet den Ausgangspunkt für die Serien „Die Wandelhallen des ewigen Donners“. Das Bild löst bei mir viele Erinnerungen an längst zurückliegende Zeiten aus. Die CarloSchmid-Brücke verbinde ich seit vielen Jahren mit den Zahlen 12 und 13. Der Bau der Brücke startete im Jahr 1972 als ich 12 Jahre alt war und endete im Jahr 1973. Seither zieht es mich immer wieder an diesen Ort zurück. Manchmal gehe ich nur hindurch, manchmal sitze ich unter der Brücke und halte für einen Moment inne.

Seit einigen Jahren ist unter meiner Brücke auf den Neckardamm auch die Zahl 12 in riesigen Ziffern weithin sichtbar aufgesprüht. Die Zahlen 12 und 13 spielen in vielen Kulturen eine Rolle. Wenn man im Internet nach dem chinesischen Kalender sucht, findet man folgende Geschichte: »Buddha lud einst alle 13 Tiere der Tierkreiszeichen zu einem Fest ein. Die Katze gehörte ursprünglich auch dazu. Die Maus erzählte jedoch der Katze, dass das Fest einen Tag später stattfinden würde. Die Katze legte sich schlafen und träumte vom Fest. So kam es, dass nur zwölf Tiere, alle außer der Katze, zum Fest kamen. Das erste Tier war die Ratte (Maus), ihr folgten der Büffel (das Rind), der Tiger, der Hase, der Drache, die Schlange, das Pferd, die Ziege (das Schaf), der Affe, der Hahn (das Huhn), der Hund und schließlich das Schwein. Jedes Tier bekam ein Jahr geschenkt, und er benannte es nach ihm. So erhielt die Ratte das erste, der Büffel (das Rind) das zweite, der Tiger das dritte Jahr und das Schwein schließlich das zwölfte. Dies geschah in der Reihenfolge, in der sie gekommen waren. Alle erklärten sich damit einverstanden. Da die Katze nicht kam, wurde ihr auch kein Jahr zugeteilt, und (sie) wurde somit ausgeschlossen.«

Seit jener Zeit wiederholt sich der chinesische Kalender in 12er und 60er (12*5) Jahreszyklen. Auch in der jüdischen und der christlichen Kultur spielt die Zahl 12 eine große Rolle. Die zwölf Stämme Israels bilden das von Gott erwählte Volk und auch Jesus wählte zwölf Apostel; sehr oft steht die Zahl 12 für die vernünftige Wahl. Für mich hat sich die 12 zu einem Symbol für die vernünftige Wahl im klassischen Rationalismus entwickelt, einem Rationalismus der suggeriert, es gäbe für ein Problem eine beste Lösung oder für eine Entscheidung eine beste Wahl. Der klassische Rationalismus beginnt für mich mit Aristoteles und der Nikomachischen Ethik. Seither bewegen sich abendländische Philosophen – bewußt oder unbewußt – in der von ihm entwickelten Systematik. Die Nikomachische Ethik hat über zwei Jahrtausende nichts von ihrem ursprünglichen Glanz eingebüßt. Dafür mag es unzählige Gründe geben. Für mich persönlich ist die vollständige Systematik, mit der Aristoteles die ganze Thematik erfasst, der Hauptgrund. Es gibt wenig Philosophen, die eine vergleichbare Systematik erreicht haben und ich kenne nur einen davon persönlich: Hans Albert.

Hans Albert hat viele Jahre an der Universität Mannheim gelehrt und dabei den Kritischen Rationalismus, der von Karl Popper entwickelt wurde, zu einer neuen Vernunft geformt, die sich von Poppers Logik der Forschung in vielen Details wohltuend unterscheidet. Die Albertsche Variante des Kritischen Rationalismus ist — wegen ihres kritischen Realismus — die einzige Philosophie, der ich mich gerne anschließen würde, weil sie mehr als jede andere Position, um eine neue Vernunft bemüht. Deshalb kommt Hans Albert zu Wort, wenn in den Wandelhallen des ewigen Donners Argumente mit der aristotelischen Waage der Vernunft abgewogen werden.

Am Ende steht immer eine persönliche Entscheidung. Und es bleibt immer auch ein Raum für Wünsche an eine zukünftige Vernunft.

Über die Wahrheit und Bullshit
– Zwei Bücher von Harry G. Frankfurt

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„Was ist Wahrheit?“ fragte Pilatus. Wer sich diese Frage ersthaft vorlegt, steckt wahrscheinlich in irgendeiner fundamentalen Krise.

Unweigerlich denkt man an Politiker, Pferdeverkäufer und Menschen, denen es wichtiger scheint, sich zu verkaufen, als jemand zu sein. Man denkt nicht an Jene, die gelegentlich aus Not lügen und auch nicht an Jene, die zeit- oder teilweise den Pfad der objektiven Wahrheit verlassen, um sich der subjektiven Wahrheit hinzugeben, so wie es Verliebte zu tun pflegen, wenn sie den geliebten Menschen mit anderen Augen sehen.

Vorbei sind die Zeiten, in denen Sprache immer ein Anzeichen von Kultur war. Zeiten, in denen jeder, wenn er nur spechen konnte, schon eine gewisse Kultur ausstrahlte. Möglicherweise hat es diese Zeiten nie gegeben, denn mit der Wahrheit kam auch die Lüge in die Welt. Aber eine Welt, in der notorische Lügner die einzige sprachliche Bedrohung der Kultur darstellen, steht vergleichsweise sicher auf den Säulen der Wahrheit. Leider gibt es andere sprachliche Bedrohungen als die Lüge. „Zu den auffälligstem Merkmalen unserer Kultur gehört die Tatsache, dass es soviel Bullshit gibt.“ schreibt Harry G. Frankfurt in seinem Buch „Bullshit“ und macht sich daran, das Phänomen „Bullshit“ zu beschreiben. Die Frage, warum Bullshit ein so auffälliges Merkmal der modernen Kultur ist, kann er in „Bullshit“ aber nicht vollständig beantworten.

Harry G. Frankfurt schreibt über die Wahrheit, als er feststellen muss, dass Bullshit mehr Raum in unserem Leben einnehmen könnte, weil wir den Wert der Wahrheit nicht mehr zu schätzen wissen. Er ist sicherlich nicht der Erste und er wird hoffentlich auch nicht der Letzte sein, der über Wahrheit schreibt; aber er schreibt vielleicht das schönste Buch über die Wahrheit bisher. In seinem Buch Über die Wahrheit schreibt er: „Meine These lautet, dass Leute, die Bullshit produzieren, so tun, als betrieben sie einfach Vermittlung von Information, auch wenn sie nichts Derartiges im Sinn haben. Vielmehr sind sie, und das ist das Wesentliche, Schwindler und Blender, die den Versuch unternehmen, mit dem was sie sagen, die Meinungen und Einstellungen ihrer Gesprächspartner zu manipulieren. In erster Linie interessiert sie daher die Frage, ob das, was sie sagen, die Wirkung hat, diese Manipulation herbeizuführen. Dementsprechend ist es ihnen mehr oder weniger gleichgültig, ob das, was sie sagen, wahr oder falsch ist.“. Sein Buch über die Wahrheit deckt eine ersthafte Bedrohung für jede Kultur auf. Eine Bedrohung, die alle Kulturen dieser Welt stärker bedroht als die Lüge.

Politiker wollen gewählt werden und Verkäufer sollen auch schlechte Produkte verkaufen. Die Bedrohung durchzieht unseren gesamten Alltag. Unsere Arbeitswelt ist davon bedroht, dass es sich mehr lohnt, sich selbst zu verkaufen, als Beiträge zum Erfolg des Unternehmens zu leisten. Der Sinn unseres Lebens ist davon bedroht, dass wir sinnlosen Beschäftigungen nachgehen, die wir uns haben verkaufen lassen. Wenn uns Sinnloses verkauft wird, ohne dass wir es bemerken, dann stiehlt uns das nicht nur unser Geld sondern vor allem anderen unsere kostbare Zeit.

Man glaubt nach dem Lesen von Frankfurts Buch an die Drohung, die von Bullshit ausgeht. Es ist aber nicht so einfach, dass die Gefahr gebannt wäre, wenn sie erst erkannt ist. Propaganda, eine primitive aber wirkungsvolle Form von Bullshit, sollte heute eigentlich leicht zu erkennen sein. Leider ist Propaganda aber immer noch wirkungsvoll. Eine noch stärkere Bedrohung unserer Kultur geht aber heute davon aus, dass es viel subtilere Arten von Bullshit gibt, die schwerer zu entlarven sind.

Über die Wahrheit ist ein Buch für eine bessere, aufrichtigere Welt. Stilistisch ist es so gut geschrieben, dass es fast Bullshit sein könnte, aber Harry G. Frankfurt gibt sich alle erdenkliche Mühe, zu zeigen, dass man Probleme auf Dauer nur mit der Wahrheit lösen kann. Die Wahrheit sollte uns deshalb am Herzen liegen. Man würde sich aber wünschen, dass uns die Wahrheit auch am Herzen liegt, wenn wir noch kein Problem haben, das wir lösen müssen. Dazu leistet Frankfurts Buch Über die Wahrheit einen erstaunlichen Beitrag. Wer die Bedrohung, die von Bullshit ausgeht, erkannt hat, liest der Vollstänigkeit halber auch sein Buch Bullshit. Beginnen sollten man aber mit Über die Wahrheit, obwohl es nach Bullshit und vorallem wegen Bullshit geschrieben wurde. Uber die Wahrheit ist das krafvollere, schönere und wichtigere Buch, das den Leser erst vollständig erkennen läßt, warum man Bullshit lesen sollte.

Wer gern englische Bücher liest, nimmt diese:

Gregory Bateson – Kybernetik, Geist und Natur

Gregory Bateson

Gregory Bateson war zu bescheiden, um berühmt zu werden. Er hat vieles geleistet, für das Andere berühmt geworden sind. Alle seine Bücher sind lesenswert.

Ohne seine Tochter Mary Catherine Bateson wären seine letzten Arbeiten nicht mehr veröffentlicht worden. Vielen Dank dafür!

Es ist der Verdienst eines Universalgenies, mehr Klarheit in die Funktionsweise des menschlichen Geistes gebracht zu haben. Gregory Bateson gehöte zur Core Group der Macy-Konferenzen, die in den Jahren von 1946-1953 stattfanden.Die Konferenz trug anfangs den Namen Circular Causal and Feedback Mechanisms in Biological and Social Systems. Der Name wurde später auf Vorschlag von Heinz von Foerster mit Bezug auf die Arbeiten Norbert Wieners in Cybernetics umgewandelt. Das Ziel der Konferenzen war es, die Grundlagen für eine allgemeine Wissenschaft der Funktionsweise des menschlichen Geistes zu schaffen. Möglicherweise sind ihnen Namen wie Norbert Wiener und Heinz von Foerster im Zusammenhang mit der Kybernetik geläufiger. Wenn ich mir das Ziel der Konferenz vor Augen halte, dann geht Bateson mit seinen spätere Arbeiten als erster durchs Ziel.  Batesons Arbeiten brachten auf vielen Gebieten Resultate und er machte auch nicht vor der Religion und dem Heiligen halt. Seine Ergebnisse waren umfassend. Lesen Sie selbst!

Ich gebe Ihnen zu bedenken, dass das Wort „Idee“ in seinem elementarsten Sinne mit „Unterschied“ synonym ist. Kant behauptet in der „Kritik der Urteilskraft“ – wenn ich ihn recht verstehe -, dass der elementarste ästhetische Akt die Auswahl einer Tatsache ist. Er führt aus, dass in einem Stück Kreide eine unendliche Anzahl potentieller Tatsachen stecken. Das Ding an sich, das Stück Kreide, kann niemals in die Kommunikation oder in den geistigen Prozess eingehen, weil ihm diese Unendlichkeit zukommt.

Ich nehme an, Kants Behauptung lässt sich so modifizieren, dass sie besagt, im Umkreis und innerhalb des Kreidestücks sind unendlich viele Unterschiede.

Von dieser Unendlichkeit selektieren wir eine sehr begrenzte Anzahl, die zur Information werden. Was wir wirklich mit Information meinen – die elementarste Informationseinheit -, ist ein Unterschied, der einen Unterschied ausmacht, und er kann einen Unterschied ausmachen, weil die Nervenbahnen auf denen er reist und kontinuierlich transformiert wird, ihrerseits mit Energie versorgt werden. Die Nervenbahnen sind darauf vorbereitet, erregt zu werden. Wir können sogar sagen, dass die Frage bereits in ihnen angelegt ist. Es besteht jedoch ein Kontrast zwischen den meisten Informationsbahnen innerhalb und außerhalb des Körpers.

Wenn ich mit dem Hammer auf einen Nagel schlage, wird ein Impuls auf seine Spitze übertragen. Es ist aber ein semantischer Fehler, eine irreführende Metapher, zu sagen, dass das, was in einem Neurit reist, ein Impuls ist. Man könnte es zutreffend als Nachricht von einem Unterschied bezeichnen.

Gregory Bateson

in: Gregory Bateson, Ökologie des Geistes, Anthropologische, psychologische, biologische und epistemologische
Perspektiven, 4. Auflage, Frankfurt am Main 1992, S. 582-583.

Hier ist unser Merkzettel zu Gregory Bateson aus dem Jahr 2002 (für pdf in Din A3 einfach auf Bild klicken):

Batesons Geist

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