Das Foto ist an einem meiner Lieblingsplätze – unter der Riedbahnbrücke -entstanden. Dorthin gehe ich gerne, wenn ich schwierige und schwerwiegende Entscheidungen zu treffen habe. Über dem Neckar liegt ein Dunst, der den Blick in die Ferne trübt.
Bei vielen Entscheidungen blickt man in die Zukunft. Je weiter man in die Zukunft blickt, desto undeutlicher wird das Bild, da das Bild von immer mehr Entscheidungen abhängt, die in der Zukunft erst noch getroffen werden.
Die Theorien der Rationalen Wahl orientieren sich an der klassischen Nationalökonomie Adam Smiths, eine Theorie, die in der Tradion des klassischen Rationalismus steht. Manche berufen sich auch auf Max Webers Programm einer verstehenden Soziologie. Entscheidungen bauen auf den gemachten Erfahrungen auf, aber man pflegt auch in die Zukunft zu schauen. Hier wird für eine neue Rationalität geworben, eine Rationalität, für die Entscheidungstechniken und -technologien wichtiger sind als die Entscheidungstheorie oder die richtige Methode. Grundlegend für solche Entscheidungstechnologien sind Entscheidungen wie Modelle von der Wirklichkeit gebildet werden – beispielsweise, ob man sich im Rahmen einer rationalen Entscheidungstechnik an der Idee der Wahrheit oder an einem berechtigten Glauben orientiert
Ich ziehe wissenschaftliche Systematiken allen bekannten wissenschaftlichen Methoden vor. Ich ersetze Methoden durch naturalisierte Techniken.
Die wichtigste Technik der Vernunft ist der semantische Vergleich mit einer Wahrheitssemantik im Rahmen einer vollständigen Systematik. Einer Systematik wie sie von Aristoteles in der Nikomachischen Ethik vorgedacht wurde.
Die grundlegendensten Entscheidungen, die man fällen muss, sind die Entscheidung, welche die Modellbildung selbst betreffen. Für ihr Denken haben Sie diese Entscheidungen im Laufe ihrer Entwicklung wahrscheinlich eher implizit getroffen. Wenn sie ihre Modellbildung aber – wie in der Wissenschaft oder der analytischen Philosophie explizit betrachten wollen, müssen Sie entscheiden, ob sie ihre Modelle auf der zweiwertigen Logik und wenn ja, in welcher Sprache sie die Modelle formulieren wollen. Die zweiwertige Logik unterscheidet zwischen wahr und falsch; einen dritten Wert kennt sie nicht. Eine dreiwertige Logik kennt neben wahr und falsch einen dritten Wert für Aussagen, die weder wahr noch falsch sind. Aristoteles meint, dass Aussagen über die Zukunft, solange die Ereignisse, von denen die Aussagen sprechen, noch nicht eingetreten sind, weil der Zeithorizont ihres Eintretens noch nicht erreicht ist, weder wahr noch falsch sind. Willard van Orman Quine gibt in seinem Buch Unterwegs zur Wahrheit, viele gute Hinweise an, wie man solche Einwände gegen eine zweiwertige Logik entkräften kann und warum man sich für eine zweiwertige Logik entscheiden sollte.
Quines Ausführungen enthalten ein Kapitel (§ 39) mit der Überschrift Wahrheit versus gerechtfertigtes Fürwahrhalten. Auf der Tafel rechts können Sie das Fazit lesen, das er am Ende des Kapitels zieht.
Es gibt unter Philosophen grundsätzlich verschiedene Ansichten zur Idee der Wahrheit. Neben der Korrespondenztheorie, die auf Aristoteles zurück geht und die von Tarski in moderner Form präzesiert wurde, gibt es ander Auffassungen wie die Konsenstheorie oder die Kohärenztheorie der Wahrheit, die man zu den pragmatischen Wahrheitstheorien zählen kann. Quine votiert gegen pragmatische Wahrheitstheorien und für Tarskis Konstruktion, die er Zitattilgung nennt. Quine schreibt dazu: „Pilatus war vermutlich nicht der erste, der fragte, was die Wahrheit sei, und er war auch keineswegs der letzte. Wer sich diese Frage vorlegt, pflegt nach etwas Tieferem zu suchen als nach der bloßen Zitattilgung, die uns als der abstrakte Kern der Korrespondenztheorie der Wahrheit blieb. Gleichwohl liefert die Zitattilgungstheorie doch mit Sicherheit eine völlig unanfechtbare Erklärung, denn wer wollte etwa in Zweifel ziehen, daß „Schnee ist weiß“ dann und nur dann wahr ist, wenn Schnee weiß ist? Außerdem liefert sie uns eine restlose Erklärung: sie erklärt uns in präziser Weise die Wahrheit oder die Falschheit eines jeden klaren Satzes. Ja, sie ist sogar eine mehr als bloß adäquate Theorie, denn sie erlegt dem Wahrheitsprädikat eine Bedingung auf, die so stark ist, daß ihr bei Strafe des Widerspruchs kein Prädikat innerhalb der jeweiligen Sprache mehr genügen kann.“
Das Tiefere nach dem man sucht, läßt sich nach Quine so erfragen: „Wenn im Hinblick auf einen beliebigen Satz unsere Prädikation der Wahrheit nichts weiter ist als die Behauptung des Satzes selbst, was sagt uns dann eigentlich, dass wir den Satz behaupten sollen?“. Quine hat seine Antwort bereits in den Kapiteln (§§2-7) Beobachtungssätze, Mit Theorie befrachtet?, Kategorische Beobachtungssätze, Prüfung und Falsifikation, Holismus und Empirischer Gehalt und verweist auf die bereits gegebenen Antworten. Der Umfang der Antworten sprengt den Rahmen dieses Artikels und deshalb lege ich ihnen an dieser Stelle nur das Buch von Quine ans Herz.
Die in diesem Artikel angesprochene Problematik behandelt Willard van Orman Quine in seinem Buch Unterwegs zur Wahrheit das im Jahr 1995 in deutscher Sprache erschienen ist. Das Zitat Aus dem Foto findet sich auf Seite 131 unten.