Aristoteles liefert mit der Nikomachischen Ethik einen Leitfaden ab, der aufzeigt, wie man ein guter Mensch wird und wie man ein glückliches Leben führt.
In der Nikomachischen Ethik verknüpft Aristoteles die Idee der Wahrheit mit der Idee der Vernunft, indem er beschreibt, wie die Seele mittels der 5 Vernunfttugend immer die Wahrheit trifft. Er schafft auf diese Weise den analytischen Rahmen, in dem sich die Magie des Menschen entfalten kann.
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Das Foto ist an einem sonnigen Tag im April bei einem Spaziergang am Neckar am späten Nachmittag als die Sonne schon sehr tief stand entstanden.
Es verstößt gegen die Regel, dass der Horizont nicht auf die Bildmitte gelegt werden sollte, weil Bilder dann eher langweilig werden.
Die Spiegelung und die Diagonalen, die sich im Bild kreuzen, geben dem Bild aber genug Magie, um die Langeweile wieder zu vertreiben
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Die Neckarbrücke beginnt auf der Feudenheimer Seite, überspannt dann zunächst den Neckarkanal, stützt sich zum ersten Mal auf der technologisch geschaffenen Neckarinsel ab, überbrückt dann den Neckar, stützt sich ein weiteres Mal ab und bildet dann mit sechs torartigen Stützen den Raum der Entscheidungen (so habe ich ihn genannt). Die eben beschriebene Struktur läßt sich auf die Gliederung abbilden, die Aristoteles in der Nikomachischen Ethik beschreibt.
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Aristoteles entwirft in der Nikomachischen Ethik folgende modulare Gliederung:
- Wissenschaft (Naturwissenschaft)
- Herstellungswissen (Technologie, Technik)
- Klugheit (von Entscheidungen)
- Weisheit (von Entscheidungen)
- Modellbildung und Strukturwissenschaft (intuitives Denken)
Man kann die von Aristoteles genannten Bereiche bestimmten Bereichen unterhalb der Brücke zuordnen, die durch den Neckar und den Neckarkanal voneinander abgegrenzt werden.
Die Wissenschaft sucht nach Naturgesetzen, die alles ausschließen was in unserer Welt nicht möglich ist. Naturgesetze beschreiben letztendlich was in unserer Welt nicht möglich ist. Sie liegen – entsprechend meiner Zuordnung – auf der Feudenheimer Seite und tatsächlich ist in Feudenheim vieles nicht möglich.
Die Technologie liegt vom Neckarkanal getrennt auf der Neckarinsel, eine Insel, die durch den Bau des Neckarkanals technologisch entstanden ist. Die Neckarinsel ist somit ein guter Repräsentant für das von Aristoteles angesprochene Herstellungswissen.
Nach dem Neckar kommt der Raum der Entscheidungen. Hier lassen sich viele Alternativen finden, wie man anhand der sechs Tore, die Klugheit und die Weisheit von Entscheidungen, erklären kann und somit indirekt eine Zuordnung trifft.
Die Brücke verbindet alle Teile so miteinander wie es für das intuitive Denken bestimmt ist, die Verbindung zwischen den modularen Teilen herzustellen. Aristoteles macht deutlich, dass man die einzelnen Vernunfttugenden nicht miteinander vermischen darf; er macht aber auch deutlich, dass er die Verbindung der von Wissenschaft, Technologie und jenem Bereich in dem wir Entscheiden und Urteile fällen als Wahrheitssemantik sieht. Die moderne Philosophie sieht aber nur noch Wissenschaftliche Aussagen als wahrheitsfähig an. Es gibt aber keinen Konsens, wie man mit Werturteilen und Entscheidungen umgehen sollte. Harry G. Frankfurt ist ein moderner Philosoph, der sich wie Aristoteles auch die Behandlung von Werturteilen mit einer Wahrheitssemantik vorstellen kann. Ich habe an anderer Stelle über sein Buch
Über die Wahrheit berichtet.
Die Zuordnung von Aristoteles modularer Gliederung zu der Neckarbrücke und dem Boden auf dem sie steht, ist willkürlich und absurd, dennoch hilft sie mir beim Nachdenken. Sie erinnert mich daran, wie willkürlich viele Zuordnungen sind, die wir treffen. Besonders wichtig an diesem Artikel und Aristoteles Gliederung ist mir, dass ich keine Alternative zur Idee der Wahrheit und den Vernunfttugenden kenne, die so treffend beschreibt, was uns als Menschen ausmacht.
Als Übersetzung der Nikomachischen Etik in ein moderneres Deutsch lege ich ihnen die Übersetzung von Ursula Wolf ans Herz, die bei RoRoRo in der Sachbuch-Reihe rowohlts deutscher enzyklopädie erschienen ist.