Wer sich dem reichen, von der Geschichte gelieferten Material zuwendet und es nicht darauf abgesehen hat, es zu verdünnen, um seine niedrigen Instinkte zu befriedigen, nämlich die Sucht nach geistiger Sicherheit in Form von Klarheit, Präzision, ‹Objektivität›, ‹Wahrheit›, der wird einsehen, daß es nur einen Grundsatz gibt, der sich unter allen Umständen und in allen Stadien der menschlichen Entwicklung vertreten läßt.
Es ist der Grundsatz: anything goes.
Diese Erklärung ist bereits sehr klar, läßt aber immer noch zwei Deutungen zu: Ich vertrete das Schlagwort und mache es zur Basis des Denkens; ich vertrete es nicht, sondern beschreibe bloß das Schicksal eines Liebhabers von Prinzipien, der die Geschichte in Betracht zieht: das einzige Prinzip das ihm verbleibt, ist »anything goes«. Auf S. 37 weise ich die erste Deutung ganz ausdrücklich zurück: »Ich habe nicht die Absicht, eine Menge allgemeiner Regeln durch eine andere Menge zu ersetzen; meine Absicht ist vielmehr den Leser zu überzeugen, daß alle Methodologien, auch die einleuchtesten ihre Grenzen haben …«
Paul Feyerabend
in: Wider den Methodenzwang