Bei der Suche nach Weihnachtsgeschenken sind wir im Foto Forum Frankfurt über ein Kleinod gestolpert.
Hätte man mir die Fotografien aus Kirill Golovchenkos Arbeitsbuch als Fotoserie vorgelegt, wäre ich in Versuchung gewesen hier und da etwas herumzunörgeln. Die Fotoserie dokumentiert das kärgliche Leben von Rentnern, die von ihrer spärlichen Rente nicht recht leben können. Ich bin auch nicht sicher wie ich auf den roten Faden reagiert hätte, der sich durch die Bilder zieht: In jeden Bild gibt es etwas Blaues. In Summe wäre ich sicherlich zu einem anderen Urteil über die Fotoserie gekommen, die keine Fotoserie sondern ein besonderes Fotobuch ist. Die Fotografien sind in ein Arbeitsbuch eingelassen, dessen Bedeutung der Fotoserie einen so authentischen Kontext verleiht, dass sich die vermeintlichen Schwächen der Serie – an denen ich möglicherweise herumgenörgelt hätte – in Stärken verwandeln.
Arbeitsbuch ist die gebräuchliche Bezeichnung für ein ein kleines Büchlein, wie sie in der UdSSR seit 1939 an jeden Erwerbstätigen ausgegeben wurden. Und es ist blau. Diese Arbeitsbücher existieren in Russland und in der Ukraine immer noch. Sie sollten alle Stationen eines Arbeitnehmers in seinem Arbeitsleben dokumentieren und dienen für eine Festsetzung der Rente. In Arbeitsbuch präsentiert Kirill Golovchenko seine Fotoserie im Kontext des Arbeitsbuchs seines Vaters.
Links: Arbeitsbuch, Kominek