Seit Leonardo da Vinci sollte eigentlich hinreichend bekannt sein, dass es sowohl für die Kunst als auch für die Ingenieurskunst vorteilhaft ist, sowohl Künstler als auch Ingenieur zu sein. Beide geben Impulse, setzen Ideen in die Welt, träumen von einer besseren Zukunft, stellen Visionen auf und sprühen vor Phantasie und Kreativität, wenn sie über einem Problem brüten. Gute Ingenieure und Künstleringenieure gehen ihre Probleme ganzheitlich an, benutzen alle Sinne und alle bekannten Messverfahren und arbeiten mit allen relevanten wissenschaftlichen Ergebnissen. Insbesondere sind sie auf dem Stand der Technik und auf der Höhe der wissenschaftlichen Erkenntnis ihrer Zeit und trotz aller Technik, steht der Mensch – direkt oder indirekt – im Mittelpunkt ihres Denkens.
„Zen 42 – Der Künstleringenieur oder wie man künstlerische Probleme aufstellt“ weiterlesenZ42 oder das Neue Sehen geht weiter: Das Ganz Neue Sehen
„In jedem meiner Werke gibt es ein neues Experiment mit einer anderen Wertigkeit als das vorhergehende.“
„Kunst ist Dienst am Menschen.
Aber die Menschen werden weiß Gott wohin geführt.
Ich will die Menschen zur Kunst führen,
nicht die Kunst zu ihrem Führer werden lassen.
Wurde ich zu früh oder zu spät geboren?
Kunst sollte nichts mit Politik zu tun haben“Alexander Rodtschenko
Das Neue Sehen war mit dem Tod von Rodtschenko und Moholy-Nagy nicht zu Ende, aber es wurde nicht mehr mit der gleichen Leidenschaft weiterverfolgt, die Alexander Rodtschenko an den Tag legte. Rodtschenko versuchte neue Formen der Ästhetik, mit der Aufklärung und einer neu verstandenen Wahrhaftigkeit der Fotografie zu verbinden. In diesem Zusammenhang schreibt er im Jahre 1935, die Fotografie verfüge über alle notwendigen Rechte und Vorzüge, die Kunstform der damaligen Zeit zu sein. Die Aussage Rodtschenkos hat, wenn man sie auf die heutige Zeit bezieht, nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Die extremsten Rodtschenko-Perspektiven haben, insbesondere wenn Menschen in Schrägsichten fotografiert werden, auch nichts von ihrem avantgardistischen Charakter eingebüßt. In der Zeit des Stalinismus wirken Rodtschenkos Aussagen beim Zurückblicken naiv. Sie in einer aufgeklärten, demokratischen Gesellschaft für naiv zu halten, würde die Möglichkeit einer konstruktiven Kunst überhaupt leugnen. Die Fotografie kann – gerade in einer Flut von Bildern – die Kunstform der Avantgarde der Gegenwart werden. Die Aufgabe einer solchen Avantgarde erscheint im Bewahren und Verbessern einer demokratischen und aufgeklärten Gesellschaft einfacher, als in der Herstellung einer solchen Gesellschaft in den dunklen Zeiten des demokratischen Umbruchs.
„Z42 oder das Neue Sehen geht weiter: Das Ganz Neue Sehen“ weiterlesenDas Neue Sehen unter die Lupe genommen – Analytische Kunst und Analytische Fotografie
„Wir müssen unser optisches Erkennen revolutionieren. Wir müssen den Schleier von unseren
Augen reißen und die interessantesten Blickwinkel der Gegenwart sind die von oben nach unten und von unten nach oben und ihre Diagonalen.“1
Alexander Rodtschenko
Kunst und Wissenschaft in einem Atemzug zu nennen, hat eine lange Tradition, weil die Künste und die Wissenschaften sehr lange eine gemeinsame Tradition hatten. Man kann sie nicht nach ihren Techniken, Zielen und Ergebnissen gleichsetzen, aber dennoch haben sie auch heute noch miteinander zu tun, weil sie über Ideen, Kreativität, Modellbildung, Semantik, etc. in Beziehung stehen und man sie beispielsweise im Stil des Bauhauses oder im Stil des russischen Konstruktivismus miteinander verbinden kann.
„Das Neue Sehen unter die Lupe genommen – Analytische Kunst und Analytische Fotografie“ weiterlesenStilrichtungen des Neuen Sehens aus der Sicht der Analytischen Kunst
Neues Sehen, Neue Sachlichkeit, Reine und Experimentelle Fotografie
Wenn man Kunst und Fotografie analytisch betrachtet, muss man irgendwann Farbe bekennen und die fotografischen Stilrichtungen Neues Sehen, Neue Sachlichkeit, Reine und Experimentelle Fotografie gegeneinander abgrenzen, um ihre Eigenheiten zu betonen und so verständlicher zu machen. Kurz gefasst, geht es darum, die Begriffe für die Unterscheidung von Stilrichtungen nützlicher zu machen, indem sie an stilbildenden Kriterien ausgerichtet werden. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Stilrichtungen, wird zeigen, dass sich die Unterschiede dadurch verstehen lassen, dass die Hauptakteure das Problem ihrer Kunst unterschiedlich aufgestellt haben. Wenn man sich auf die Unterschiede zwischen den Vertretern der Neuen Sachlichkeit, der Reinen Fotografie und den Hauptvertretern des Neuen Sehens nach Rodtschenko vor Augen hält, fällt es schwer, alle in einen Topf zu werfen. Aus dem Lager der Neuen Sachlichkeit und der Reinen Fotografie legte man eher Wert auf realistische Perspektiven und es gab deswegen viel Kritik an den extremen Perspektiven, die für Rodtschenko den Kern des Neuen Sehen und für Moholy-Nagy einen wesentlichen Teil ausmachten.
„Stilrichtungen des Neuen Sehens aus der Sicht der Analytischen Kunst“ weiterlesenDas Neue Sehen der Fotografen
„Die Zukunft ist unser einziges Ziel.“ Alexander Rodtschenko
„Die Zukunft braucht den ganzen Menschen.“ László Moholy-Nagy
Es sind ganz unterschiedliche Strömungen der Kunst mit dem Attribut Neues Sehen belegt worden. Manchmal bezeichnet das Neue Sehen die verschiedenen fotografischen Strömungen, die um 1920 in Europa, Nordamerika und Russland entstanden. Die Neue Sachlichkeit, die Straight Photography (Reine Fotografie) und die russischen Konstruktivisten um Alexander Rodtschenko und El Lissitzky – sie alle wendeten sich gegen die Fotografie ihrer Zeit. Sie wollten eine neue künstlerische Fotografie, die den Pictoralismus ersetzt, der mehr oder weniger die Fortsetzung der Malerei mit fotografischen Mitteln war.
„Das Neue Sehen der Fotografen“ weiterlesen